Die Goldschmiede von Allendorf und Sooden (Werra)

Autor: Dr.Dr.Reiner Neuhaus

 

Allendorf – Auszug aus der Topographia Hassiae von Matthäus Merian 1655
Bildquelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Bad_Sooden-Allendorf

An der westlichen Grenze zu Thüringen des fränkischen Reiches Karls des Großen gelegen soll seine – mit Sicherheit vom Kloster Fulda gefälschte – Schenkungsurkunde, datiert zwischen 776 und 779, erstmals die Existenz Allendorfs unter dem Namen „Westera“ belegen.

Allendorf

In Allendorf, das 1218 – das ist das offizielle Gründungsdatum – Stadt- und Marktrechte erhalten hatte, wohnten die reichen Eigentümer der Siedepfannen, in der selbständigen, auf der gegenüberliegenden Seite der Werra gelegenen Gemeinde Sooden dagegen meist nur die Salzarbeiter. 1637 zündeten im Dreißigjährigen Krieg kaiserliche kroatische Truppen Allendorf an. Bis auf die Grundmauern zerstört, musste die Stadt komplett wieder aufgebaut werden.

Sooden

Trotz Aufhebung des Salzmonopols im Jahre 1866 durch Preußen nach der Annexion Hessen-Kassels wurde weiter – letztlich über 1000 Jahre – in Siedehäusern bis 1906 aus Sole Salz gewonnen.
Zum Reichtum der Stadt hatte wesentlich beigetragen, dass sie an der wichtigen Handelsstraße von Frankfurt nach Lübeck lag.

Nach der Entdeckung der heilkräftigen Wirkung der Solequellen entwickelte sich Sooden zu einem Kurort und zog in seiner Bedeutung nun an Allendorf vorbei. 1929 erfolgte die Zwangsvereinigung der beiden, so nahe beieinanderliegenden Orte zu Bad Sooden-Allendorf.1
Von dem ersten urkundlich im 16. Jahrhundert nachweisbaren Goldschmied in Allendorf, Ludwig Unterbauer,2 werden sich wohl nie Arbeiten nachweisen lassen, da es zu diesem Zeitpunkt keine Stempelpflicht in Hessen-Kassel gab, die erst 1652, mehr als 60 Jahre später kam.
Von dem immer für Allendorf reklamierten Goldschmied Jacob Jehner (Nr. 2) ließen sich erst dann seine Lebensdaten finden als sich herausstellte, dass er in dem selbständigen, auf der anderen Seite der Werra gelegenen Sooden geboren und nach einem langen Leben auch dort beerdigt wurde.3
Wohl in Zusammenhang mit der geplanten Schaffung einer Gilde der Kasseler Gold- und Silberschmiede hatte die landgräfliche Regierung Hessen-Kassels am 22. November 1651 ein „Verzeichnis der im Land gesessenen Goldschmiede“ erstellen lassen.4 Danach arbeiteten zwei Goldschmiede in Allendorf: Jacob Jehner (Nr.2 der Meisterliste), der seine Werkstatt ja im wohlhabenden Allendorf betrieben haben könnte und Antonius Königsee (Nr. 3 der Liste). In der Werkstatt des Ersteren ist mit Sicherheit die 1632 in die Soodener Kirche St. Marien gestiftete Patene entstanden und auch der 1653gearbeitete Kelch. Der in der Heilig Kreuz / Nikolai-Kirche Allendorfs aufbewahrte Brotteller mit dem Allianzwappen der Vernucken und Nordeck zu Nordeck, datiert 1641, könnte ebenfalls von seiner Hand sein.
Allendorf in Hessen

 

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