In der Literatur wurden die Goldschmiede von Thüringen bisher nur sehr lückenhaft erfasst. Marc Rosenberg nennt nur wenige Thüringer Städte in seinem Werk und zeigt noch weniger Marken bzw. Beschauzeichen.
Hier erfolgt nun eine ebenfalls unvollständige Auflistung von Thüringer Städten, von denen bekannt ist, dass darin Goldschmiede gelebt und gearbeitet haben. Sofern bekannt, werden dahinter die Beschauzeichen (BZ) genannt:
Die vorliegende Untersuchung ist in Zusammenarbeit mit Theo Hecker und Götz J. Pfeiffer entstanden. Bei den Archivalien stützt sie sich im wesentlichen auf die seit 1693 vorhandenen Kirchenbücher (KB) der evang. Kirchgemeinde Vacha und die Bestände des Stadtarchives Vacha1. Letzteres verfügt nur über wenige alte Stadtrechnungen. Jene werden seit 1700 als Kämmereirechnungen (KR) geführt und liegen nun fast vollständig vor2. Wertvoll sind auch die ab 1546 bzw. 1576 zahlreich überlieferten Hospital- und Sondersiechenrechnungen. Im 17. Jh. kommen Gotteskasten- bzw. Kirchenkastenrechnungen3 und Stipendiatenrechnungen hinzu4.
Ort und Mark Vacha sind ab 814/817 im Besitz des Reichsklosters Fulda. Mit diesem wichtigen Werraübergang sicherte die Abtei den Zugang zu ihren Besitzungen in Thüringen. Der Verkehrsweg wird bereits 786 Hohe Straße und später Frankfurt-Leipziger Straße genannt. Demgemäß tritt uns Vacha schon 1186 als fuldische Stadt mit Brücke entgegen. Aufbauend auf ein frühes Marktrecht erwarb der Ort dann im Laufe des 13. Jh. alle relevanten urbanen Merkmale5. Damit einher ging die wirtschaftliche Entwicklung. Die wichtigen Gewerbe der Gewandschneider und Wollweber organisierten sich bereits um 1300 in einer eigenen Zunft6. Weitere Zusammenschlüsse folgten bald. So werden 1368 Brot-, Gewand-, Schuh- und Fleischhaus erwähnt. Selbst die schwierigen Zeiten des Schwarzen Todes bedeuteten keinen eklatanten Bruch. Erst im 15. Jh. setzte eine gewisse Stagnation ein.
Durch den großen Stadtbrand des Jahres 1467 büßten mehrere Handwerksverbände ihre Zunftbriefe ein. So neben den Schuhmachern auch die Schmiede; deren Privilegien 1500 vom Stift Fulda erneuert worden sind. Darin wird festgelegt: wer in … unnser Stat Vach meister werdenn, (und) sich des smydewergs gebruchen unnd mit dem Hamer erbeten wil, außgescheiden Goltsmide unnd Zymmerleute …7. Der Verweis auf die beiden anderen Gewerke hatte sicher einen realen Hintergrund, jedenfalls kommt in der gleichrangigen Nachbarstadt Salzungen bereits 1388 ein Goldschmied als Zeuge vor8.
Mit der Reformation setzte ein wirtschaftlicher Aufschwung bei Vacha ein, der bis in den Dreißigjährigen Krieg hinein anhielt. Nicht zufällig treten nun mit Georg Vogel und JakobKüster von 1576 bis 1590 bzw. 1601 die ersten namentlich bekannten Goldschmiede in Erscheinung9. Ihnen folgt Friedrich Meininger von 1600 bis 1623 nach10. Zeugnisse ihres Schaffens sind bisher nicht bekannt.
Kaum jemand würde bei der Stadt Römhild an Gold- und Silberschmiede denken, eher verbindet man mit dieser Stadt eine Töpferei.
Jahr
Einwohner
1631
1.400
1672
790
1833
1.582
Einwohner der Stadt Römhild in ausgewählten Jahren
So ist es eher dem Zufall zu verdanken, dass dieser kleine Beitrag überhaupt entstanden ist, was wiederum damit zu tun hat, dass bei der Durchsicht der Kirchenbücher der Städte Hildburghausen und Meiningen jeweils Goldschmiede in Römhild als Paten aufgetaucht sind. So wird die Frau Johanna Elisabetha, „Eheliebste“ des Herrn Johann Wilhelm Ernesti, ein „Hof-GoldJubilier zu Römhild“ am 18.August 1768 Taufpatin bei einem Kind des Johann Daniel Günther, Goldschmied und Handelsmann in Hildburghausen.
Ein weiterer Taufeintrag vom 26.März 1699 in Hildburghausen bei einer Tochter des Justion Heydenbluth, nennt Johann Philipp Otto, „ein Goldschmied zu Röhmhild“ als Paten. Der selbe Johann Philipp Otten (Otto), „Stadt Lietonant auch Hof Gold- und Silberarbeiter zu Römhild“, wird als verstorben genannt, als seine nachgelassene Tochter Catharina Maria am 26. Januar 1723 den Riemer Nicolaus Langheinrich heiratet.
Diese drei Zufallsfunde waren also der Anlass, die Kirchenbücher von Römhild (1557-1816) zu untersuchen.
Neustadt an der Orla in Thüringen ist eine kleine Stadt, die heute etwas mehr als 8000 Einwohner zählt. In der Stadt befindet sich auch ein Museum im Schweitzer’schen Haus, heute Lutherhaus, benannt nach Martin Luther, der hier als Gast mehrfach übernachtet haben soll.
In diesem Haus lebte später der Goldschmied und Oberkämmerer Christian Friedrich Aurich, der hier seine Werkstatt hatte. Christian Friedrich Aurich, aus Altenburg heiratet am 19.Juni 1741 Anna Dorothea geb. Kaufer. Sein Sohn Christian Friedrich Aurich wurde 1742 geboren und am 13.Oktober 1780 wieder begraben. Ein 1778 datierter Vorlegelöffel trägt als Beschauzeichen ein N, das Feingehaltszeichen für 10 Lot und das Meisterzeichen CFA ligiert das wohl Christian Friedrich Aurich zugeschrieben wird. Das gleiche Meisterzeichen zusammen mit Tremulierstich und einem Beschauzeichen, das ein Stadttor mit drei Türmen zeigt, befindet sich auf einem Speiselöffel.
Die Stadt Altenburg, eine Stadt in Thüringen an der Grenze zu Sachsen, wurde durch die Stoye-Stiftung sehr gut untersucht. So findet man die alten Häuserbücher und Bürgerbücher in einigen Aufsätzen im Netz und kann so schnell eine Liste der Goldschmiede erstellen. Die große Anzahl der Goldschmiede zeigt, welche Bedeutung diese einstige Residenzstadt einmal gehabt hat. 1603 mit der Gründung des Herzogtums Sachsen-Altenburg, wurde Altenburg wieder zur Residenzstadt und zog bis zum Dreißigjährigen Krieg zahlreiche Goldschmiede an.
Während des Dreißigjährigen Krieges verlor die Stadt mehr als 2/3 ihrer Einwohner. Nach dem Tod von Friedrich Wilhelm III von Sachsen-Altenburg 1672 fiel die Stadt an Sachsen-Gotha und verlor somit ihren Status als Residenzstadt.
Marc Rosenberg listet in seinem Werk zahlreiche Objekte mit dem Altenburger Beschauzeichen (eine offene Hand) mit vielen Meisterzeichen auf, jedoch meist ohne dazu einen Meister zu nennen. Das früheste Werk in seiner Liste, wird auf 1633 datiert und trägt das Meisterzeichen „AM“ (R³ #51 ohne Angabe des Meisters), wobei es sich wohl um Andreas Ma(r)g(k)witz handeln dürfte, der 1611 als Goldschmied Bürger in Altenburg wurde, später Mitglied des Rats war und 04.11.1633 begraben wurde. Als zweites wird ein Meister SH (R³ #52) bzw. [HS] (R³ #53) genannt, bei dem es sich wohl um Hans Sättler handelt, der ebenfalls 1611 Bürger in Altenburg wurde.
Dass trotz der großen Anzahl an Goldschmieden vor 1633 im Rosenberg keine Werke dieser Zeit genannt werden, hat wohl auch damit zu tun, dass das alte Beschauzeichen von Altenburg als solches von Rosenberg nicht erkannt worden ist.
Es gibt in Deutschland einige Städte, die einen Drachentöter im Stadtwappen haben. Hierbei kann es sich um die heraldische Darstellung des Erzengels Michael (Jena) oder die des heiligen Georg (Hattingen, Heide, Marktbreit, Reichenbach in Schlesien, St.Georgen) handeln. Eine besondere Rolle nimmt dabei die heilige Margarethe (Kahla) ein, die nicht als Ritter in einer Rüstung, sondern in einem einfachen Gewand einen Drachen besiegt.