Die Silberschmiede von Hanau

Autor: R. Neuhaus

Wie so oft ist auch die Keimzelle Hanaus eine Burg, die erstmals 1143 erwähnt, Eigentum der Herren von Buchen bzw. von Hanau war, wie sie sich abwechselnd nannten. Um 1166/68 tritt als neuer Besitzer eine Adelsfamilie auf, die sich zunächst nach ihrer Stammburg Dorfelden, ab 1191 aber nach der Burg Hanau nannte.

Geschickt erweiterte sie in den folgenden Jahren ihr Herrschaftsgebiet, während sich um die Burg Hanau eine Siedlung entwickelte. König Albrecht verlieh Hanau am 13. Februar 1303 das Markt- und Stadtrecht, das dem Frankfurter Stadtrecht entlehnt war. Hanau durfte Märkte abhalten, sich einen Rat und zwei Bürgermeister wählen und seine Bürger waren von der Leibeigenschaft befreit. Zwar hatten auch die Mitglieder der ersten jüdischen Gemeinde in den Pestprogromen des Jahres 1349 Eigentum und Leben verloren, doch schon zwei Jahre später verlieh König Karl IV. an Ulrich III. für Hanau das Judenregal.

Aufgrund politischer und finanzieller Schwierigkeiten Ulrich V. war die Stadt zwischen 1401 und 1419 an Kurmainz verpfändet. Nachdem Kaiser Sigismund Reinhard II. von Hanau 1429 in den Reichsgrafenstand erhoben hatte, ließ letzterer die erstmals 1317 erwähnte Stiftskirche Maria-Magdalena, die spätere Marienkirche, um den noch heute erhaltenen spätgotischen Chor erweitern. Mit seinem Tod 1451 wurde sie, bereits seit 1349 Hanauer Pfarrkirche, zur Begräbnisstätte der Grafen von Hanau.

Hanau wuchs und erhielt eine erste Vorstadt im Westen außerhalb der ersten Stadtmauer, benannt nach dem Alt-Hanauer Hospital, das an gleicher Stelle gebaut worden war. Angelehnt an die eigentliche Stadtmauer Hanaus erhielt sie 1470 eine eigene Wehrmauer. Ein erstes Rathaus wurde bereits fünfzig Jahre später, weil zu klein, 1527-1538 durch ein neues ersetzt, das heutige „Goldschmiedehaus“.

Schon früh, 1828, schloss sich Hanau unter Graf Philipp II. von Hanau-Münzenberg „in einem gleitenden Prozess“ der Reformation an, die erst unter Philipp III. zu einem ersten Abschluss kam. Man ließ keine neuen Stiftherren für die noch katholische Marienkirche nachberufen: „Das Stift erlosch, die Kirche wurde evangelisch.“ Philipp II. veranlasste den Bau der zweiten Stadtbefestigung nach neuestem technischem Standard der Renaissance, die alle Stadtteile umschloss. Eine zweite Stadterweiterung, noch heute als „Vorstadt“ bezeichnet, entstand bis an die Kinzig, die 1556 überbrückt wurde.

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Goldschmiede in Rotenburg an der Fulda zwischen 30-jährigem Krieg und Reichsgründung

Forschungen zu Baurschmitt, Friederich und Ehrenholt

von Dr. Götz J. Pfeiffer, www.gjpfeiffer.de

Dieser Essay beruht auf den seit 2010 unternommenen Forschungen des Verfassers zu Goldschmieden und ihren Werken im heutigen Landkreis Hersfeld-Rotenburg sowie seinen jüngst veröffentlichten Aufsätzen.(1) Da Wissenschaft von erbrachten Leistungen sowie vom Austausch lebt, war der Verfasser betrübt, mit dem 2020 verstorbenen Werner Schmidt nicht mehr persönlich über seinen für osthessische Goldschmiede wegweisenden Aufsatz sprechen zu können.(2) Umso erfreulicher gestaltete sich der Kontakt mit Theo Hecker von silberpunze.de, der anhand der Aufsätze des Verfassers ein bisher nicht zugeordnetes Objekt einem in Rotenburg tätigen Goldschmied zuweisen konnte.(3) Dieses wird hier erstmals vorgestellt sowie die neueren Forschungen des Verfassers zu den ältesten Rotenburger Goldschmieden Hans George Baurschmitt, Stephan Andreas Friederich und Franz Ehrenhold, zudem ein Überblick zu den Goldschmieden der Stadt mit ihren bekannten Marken.

Forschungsstand zu Goldschmieden in Rotenburg an der Fulda

Hinsichtlich der Goldschmiedekunst war Rotenburg an der Fulda vor 1997 wenig erforschtes Gebiet. Die wichtigen Publikationen zu Goldschmieden in Europa und in Hessen widmeten der Stadt und ihren Handwerkern keine Zeile: nicht Marc Rosenberg in „Der Goldschmiede Merkzeichen“, nicht Wolfgang Scheffler in „Goldschmiede Hessens“.(4) Erst Werner Schmidt nannte in seiner Serie „Goldschmiedemarken, neue Forschungen“ die Namen in Rotenburg tätiger Goldschmiede, die er aber weder mit Werken noch mit Marken verbinden konnte.(5) Jüngere Arbeiten zu Rotenburger Archivalien sowie die vom Verfasser abgeschlossene Inventarisation des Kunstgutes im ev. Kirchenkreis Rotenburg boten zu ortsansässigen Goldschmieden neue Ansätze der Forschung, so dass nun auch Einzelheiten zu diesem Handwerk in der Stadt an der Fulda erkennbar werden.(6)

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Neu eingestellt in silber-kunst-hessen.de:

Goldschmiede des Waldecker Landes

Gastbeitrag von © Dr. Dr. Reiner Neuhaus

Dann folgen:

Goldschmiede von (Bad) Arolsen

Goldschmiede von Korbach

Goldschmiede von Mengeringhausen

jeweils mit der Würdigung der Leistungen aller dortigen Goldschmiede und gefolgt – wie immer – von der Tabelle mit ihren vollständigen Lebensdaten, einschließlich der Abbildung ihrer bekannten Werke.

Bisher sind eingestellt:

Goldschmiede von

Allendorf und Sooden                    Eschwege

Gießen                                             Homberg / Efze

Marburg                                           Rotenburg (Fulda)

Ziegenhain (Schwalmstadt)

Die Goldschmiede der kleinen Landstädte Hessens

Autor: Dr.Dr. Reiner Neuhaus

Quelle: Dr.Dr.Reiner Neuhaus, http://www.silber-kunst-hessen.de
Quelle: Dr.Dr.Reiner Neuhaus, http://www.silber-kunst-hessen.de

Aufgrund erhaltener kirchlicher und profaner silberner Gegenstände, die auch archivalisch gut dokumentiert sind, ist die Goldschmiedekunst der großen Städte des heutigen Hessen, wie Frankfurt, Mainz, Darmstadt und Kassel relativ gut erforscht und Einiges über Hanau und Marburg bekannt.1

Aber selbst dort fehlen durchgehend die Beschauzeichen (BZ) und Meisterzeichen (MZ) oder existieren nur in schlechter Abbildungsqualität. Beiträge aus neuerer Zeit mit erweiterten Meisterlisten, guter Darstellung der BZ und MZ, sind keineswegs vollständig2 oder zeigen keine oder nur wenige Objekte.3

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Die Goldschmiede von Rotenburg (Fulda)

Autor: Dr.Dr. Reiner Neuhaus

Ausgangspunkt und Namensgeber für Rotenburg (Fulda) ist die Burg Rodenberg, die etwa 1150 von den Thüringer Landgrafen erbaut worden war. Obwohl schon 1212 zum zweiten Mal durch König Otto IV. zerstört, sind ihre Reste noch heute in der Nähe des Ortes zu besichtigen. Wohl zwischen 1180 und 1190 gegründet, wird Rotenburg erstmals urkundlich 1248 als Stadt erwähnt und gehörte seit 1264 zur Landgrafschaft Hessen-Kassel. 1340 wird die Neustadt als eigene Gemeinde angelegt. Erst 1607 sollten Alt- und Neustadt zu einem Ort vereint werden.

Abb. 1: Rotenburg auf einem Stich von Matthäus Merian von 1655 (Quelle:Wikipedia)

1478 zerstörte ein großer Brand die Altstadt und auch das erst 1470 erbaute erste Schloß. Schon 1528 nahm Rotenburg das lutherische Bekenntnis an. Das 1570 von Landgraf Wilhelm IV. erbaute neue Renaissance-Schloß bewohnten ab 1627 bis 1834 die Mitglieder der landgräflichen Nebenlinie Hessen-Rotenburg (sogen. „Rotenburger Quart). Nach deren Erlöschen fiel 1834 das Territorium wieder an Hessen-Kassel zurück.

Die Errichtung einer Schleuse durch Landgraf Moritz den Gelehrten machte ab 1601 eine geregelte Flussschifffahrt auf der Fulda möglich. Im Dreißigjährigen Krieg brannten 1637 sechs Soldaten des kaiserlichen Regimentes Isolani die Stadt samt Rathaus nieder.

Der Eisenbahnanschluss brachte 1848 endlich Belebung, denn sonst hatte lediglich die Tuchmacherei eine gewisse Bedeutung. Bis 1972 Kreisstadt des gleichnamigen Altkreises, gehört der Ort seitdem zum Landkreis Hersfeld-Rotenburg.1, 2

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Die Goldschmiede von Allendorf und Sooden (Werra)

Autor: Dr.Dr.Reiner Neuhaus

 

Allendorf – Auszug aus der Topographia Hassiae von Matthäus Merian 1655
Bildquelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Bad_Sooden-Allendorf

An der westlichen Grenze zu Thüringen des fränkischen Reiches Karls des Großen gelegen soll seine – mit Sicherheit vom Kloster Fulda gefälschte – Schenkungsurkunde, datiert zwischen 776 und 779, erstmals die Existenz Allendorfs unter dem Namen „Westera“ belegen.

Allendorf

In Allendorf, das 1218 – das ist das offizielle Gründungsdatum – Stadt- und Marktrechte erhalten hatte, wohnten die reichen Eigentümer der Siedepfannen, in der selbständigen, auf der gegenüberliegenden Seite der Werra gelegenen Gemeinde Sooden dagegen meist nur die Salzarbeiter. 1637 zündeten im Dreißigjährigen Krieg kaiserliche kroatische Truppen Allendorf an. Bis auf die Grundmauern zerstört, musste die Stadt komplett wieder aufgebaut werden.

Sooden

Trotz Aufhebung des Salzmonopols im Jahre 1866 durch Preußen nach der Annexion Hessen-Kassels wurde weiter – letztlich über 1000 Jahre – in Siedehäusern bis 1906 aus Sole Salz gewonnen.
Zum Reichtum der Stadt hatte wesentlich beigetragen, dass sie an der wichtigen Handelsstraße von Frankfurt nach Lübeck lag.

Nach der Entdeckung der heilkräftigen Wirkung der Solequellen entwickelte sich Sooden zu einem Kurort und zog in seiner Bedeutung nun an Allendorf vorbei. 1929 erfolgte die Zwangsvereinigung der beiden, so nahe beieinanderliegenden Orte zu Bad Sooden-Allendorf.1
Von dem ersten urkundlich im 16. Jahrhundert nachweisbaren Goldschmied in Allendorf, Ludwig Unterbauer,2 werden sich wohl nie Arbeiten nachweisen lassen, da es zu diesem Zeitpunkt keine Stempelpflicht in Hessen-Kassel gab, die erst 1652, mehr als 60 Jahre später kam.
Von dem immer für Allendorf reklamierten Goldschmied Jacob Jehner (Nr. 2) ließen sich erst dann seine Lebensdaten finden als sich herausstellte, dass er in dem selbständigen, auf der anderen Seite der Werra gelegenen Sooden geboren und nach einem langen Leben auch dort beerdigt wurde.3
Wohl in Zusammenhang mit der geplanten Schaffung einer Gilde der Kasseler Gold- und Silberschmiede hatte die landgräfliche Regierung Hessen-Kassels am 22. November 1651 ein „Verzeichnis der im Land gesessenen Goldschmiede“ erstellen lassen.4 Danach arbeiteten zwei Goldschmiede in Allendorf: Jacob Jehner (Nr.2 der Meisterliste), der seine Werkstatt ja im wohlhabenden Allendorf betrieben haben könnte und Antonius Königsee (Nr. 3 der Liste). In der Werkstatt des Ersteren ist mit Sicherheit die 1632 in die Soodener Kirche St. Marien gestiftete Patene entstanden und auch der 1653gearbeitete Kelch. Der in der Heilig Kreuz / Nikolai-Kirche Allendorfs aufbewahrte Brotteller mit dem Allianzwappen der Vernucken und Nordeck zu Nordeck, datiert 1641, könnte ebenfalls von seiner Hand sein.

Allendorf in Hessen

 

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Eschweger Taufbecher – ein Rätsel um ein Beschauzeichen

Meister CM, Becher um 1650, Inschrift und Wappengravur 1738

Silber, getrieben, gegossen, ziseliert, punziert, graviert; H. 11,8 cm, Dm. Fuß / Kuppa 9,2 / 11,2 cm, 352 g

BZ: nicht gedeutet im Hochoval (H.5,2 mm)

MZ: CM im Queroval (Br. 4 mm)

bez.: in 3 Kartuschen:

1. MARIA/FRANCIS/CA LAND

2. Wappen

GRÄFIN/ZV HES/SEN GG/V HL

Umschrift am Lippenrand: ESCHWEGE DEN 19 TEN NOVEMBER 1738

 

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