Buchempfehlung: Das Goldschmiedehandwerk der Frühen Neuzeit am Niederrhein-Lithurgische Goldschmiedewerke im konfessionellen Spannungsfeld

Titelblatt der Dissertation von Dr. Marina Rieß, Köln, 2021

Abstract

Die Arbeit behandelt liturgische Goldschmiedewerke und das Goldschmiedehandwerk im Herzogtum Kleve in der Frühen Neuzeit. Infolge der Reformation und des anschließenden Konfessionalisierungsprozesses stießen hier drei unterschiedliche Glaubensverständnisse, katholisch, lutherisch und calvinistisch-reformiert aufeinander. Diese bestimmten nachhaltig die Gestaltung der liturgischen Goldschmiedewerke. Die konfessionellen Gruppen waren bestrebt, durch Material, Form und Ikonografie des eigenen liturgischen Geräts ihre religiöse Haltung nach außen zu vertreten und sich deutlich voneinander abzugrenzen. Gestalterisch wurden bestimmte Strategien zur Differenzierung eingesetzt, die zugleich zur Bildung konfessionsspezifischer Merkmale führten. Deutlich wird dies zum Beispiel am evangelischen Abendmahlsgerät durch den Einsatz profaner Formen und volksprachlicher Inschriften, die Nennung von Schenkern ohne Fürbitte sowie die kritische Haltung gegenüber dem Einsatz von Bildern im religiösen Kontext. Die Geräte waren neben der Eucharistie auch für die Taufe bestimmt. Sie künden von der jeweiligen Glaubensauffassung und sind Ausdruck konfessioneller Gruppenidentität. Anhand der drei niederrheinischen Städte Wesel, Kleve und Kalkar werden exemplarisch drei unterschiedlich starke konfessionelle Prägungen und verschiedene Möglichkeiten der Organisation des Goldschmiedehandwerks auch jenseits des Zunftwesens aufgezeigt. Die Konfessionszugehörigkeit und die Vorstellungen der Auftraggeber prägten nachhaltig die Gestaltung der Goldschmiedewerke. Wesel wurde durch die wachsende Zahl an immigrierten, niederländischen Goldschmieden und die Gründung einer eigenen Goldschmiedezunft zum Hauptproduktionsort der Goldschmiedekunst im Herzogtum Kleve. Ein Katalog mit über 120 Objekten des 16. und bis Anfang des 18. Jahrhunderts stellt zum ersten Mal die liturgischen Goldschmiedewerke der verschiedenen Glaubensgruppen am Niederrhein zusammen. Er bietet neben dem Überblick über Geräteformen, Ikonografie, Hersteller und Auftraggeber sowie deren Glaubenszugehörigkeit die Möglichkeit, interkonfessionelle Vergleiche zu ziehen.

https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/7137/

Silber- und Goldschmiede in Siegen vom 16. bis zum 19. Jahrhundert

Autor: Thomas Wolf, Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein

Als Wolfgang Scheffler sein Werk „Goldschmiede in Rheinland-Westfalen“ 1973 veröffentlichte, nannte er darin einige Namen und Lebensdaten von Siegener Gold-und Silberschmieden, konnte jedoch keine Werke und Marken nennen. Werner Schmidt aus Offenbach hat dies in seinem Weltkunst-Artikel (Teil 10) vom Januar 1998 nachgeholt, indem er die Marken von Meister Johann Baptist Kreer auf einer Suppenkelle aus der zweiten Hälfte des 19. Jh. darin gezeigt hatte.

BZ: Siegen, 13 Lot, MZ: KREER = Johann Baptist Kreer (um 1860)

Inzwischen gibt es weitere Erkenntnisse zu Marken und weiteren Gold- bzw. Silberarbeitern, die in einem kurzen Beitrag des Kreisarchivars in Siegen-Wittgenstein Thomas Wolfvorgestellt werden sollen.

Wer ist AS?

Die Beschreibung lautet: „Silber, getrieben, gewickelt und gesägt; teilweise vergoldet. Auf flacher Bodenplatte ovale Dose mit glattem Rand. Der wenig aufgewölbte Stülpdeckel mit geraden Zügen und àjour gesägtem und fein graviertem aufgenietetem Régencedekor. Unterseitig Monogrammgravur „K.“ oder „JK.“ Marken: B[eschau-]Zeichen Siegen um 1730, noch nicht identifiziertes M[eister-]Zeichen „AS“, Tremolierstich. L 9,5; B 7; H 3 cm, Gewicht 127 g. Siegen, Meister AS, um 1720/30.“

Bis heute ist AS unbekannt. Folgende Silber- und Goldschmiedemeister sind jedoch bekannt:

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Die frühere Reichsstadt Kaiserswerth

Kaiserswerth in Nordrhein-Westfalen ist heute ein ein am Rhein gelegener Stadtteil von Düsseldorf. Wolfgang Scheffler nennt für diese Stadt im 19. Jh. insgesamt 7 Goldschmiede. Marken und Werke werden jedoch nicht erwähnt.

Stadtwappen: Kaiserswerth, heute ein Stadtteil von Düsseldorf

Besonders interessant ist dabei Johann Heinrich Cornelius Dahm (Nr.2), der am 14.11.1787 in Düsseldorf als Sohn des Gold- und Silberarbeiters Peter Arnold Dahm (in Düsseldorf Nr.47) getauft worden ist. Im Taufbuch von Kaiserswerth stellt sich die Taufe anders da. Hier wird die Taufe ebenfalls aufgeführt, der Pate ist dabei der Schwiegervater Johann Peter Moser, Silberarbeiter in Düsseldorf.

Es folgen weitere Kindstaufen im ev. Kirchenbuch in Kaiserswerth:

Johanna Philippina, get. 30. Mai 1790, gest. 5. März 1792 in Kaiserswerth
Johann Theodor Fridrich, geb./get. 1./7. Juni 1792 in Kaiserswerth, er: Silberarbeiter in Kaiserswerth
Johann Wilhelm, geb./get. am 26./2. August/Septemer 1793 in Kaiserswerth, er: Silberarbeiter in Kaiserswerth
Fredus Anton Ferdinand, geb./get. am 16./17. August 1795 in Kaiserswerth, er: Silberarbeiter in Kaiserswerth

Die Ehe selbst wurde in Düsseldorf am 22. Juli 1785 zwischen Peter Arnold Dahm aus Remscheid gebürtig und mit Susanna Catharina Moser aus Düsseldorf geschlossen.

Eine Gabel um 1790 mit einem gekrönten doppelköpfigen Reichsadler als Beschauzeichen, zeigt das MZ [PAD] und würde sowohl mit den Initialen, als auch zeitlich zu Peter Arnold Dahm in Kaiserswerth passen.

BZ: Kaiserswerth , MZ: PAD

Anfang des 19. Jh. wird er dann als Eigentümer des Hauses Neustraße 15 in Düsseldorf genannt. In Düsseldorf wird am 22. September 1802 seine Tochter Francisca Louisa begraben.

Duisburg in Nordrhein-Westfalen

File:Duisburg-Kupferstich-Merian.png
Kupferstich von Matthäus Merian, Duisburg 1647 in Topographia Westphaliae*

In der Literatur findet man bisher kein Beschauzeichen von Duisburg. Immerhin werden 37 Goldschmiede im Werk von Wolfgang Scheffler genannt, wobei zwei Meister auch mit Werken und  Meisterzeichen erwähnt werden, jedoch kein Beschauzeichen tragen. Das Stadtwappen von Duisburg zeigt aber einen Reichsadler, das Symbol für eine Reichsstadt, darunter eine Burg mit drei Türmen.

Stadtwappen von Duisburg
Stadtwappen Duisburg

1666 fiel Duisburg mit dem Herzogtum Kleve an Brandenburg-Preußen. 1674. verbot Friedrich Wilhelm der Stadt, sich weiterhin als Reichsstadt zu bezeichnen.*

Im Juli 2008 wurde bei Wendl unter der Katalognummer 1300 ein Deckelpokal angeboten (H 33cm M 452g), der dort wegen des Doppelkopfadlers als BZ wohl Lübeck zugeordnet worden ist. ** Die Inschrift „Henrich Schürmann 1700“ deutet aber auf die Herkunft Nordrhein-Westfalen, wo der Name Schürmann noch heute besonders zu finden ist.

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