Es gibt in Deutschland einige Städte, die einen Drachentöter im Stadtwappen haben. Hierbei kann es sich um die heraldische Darstellung des Erzengels Michael (Jena) oder die des heiligen Georg (Hattingen, Heide, Marktbreit, Reichenbach in Schlesien, St.Georgen) handeln. Eine besondere Rolle nimmt dabei die heilige Margarethe (Kahla) ein, die nicht als Ritter in einer Rüstung, sondern in einem einfachen Gewand einen Drachen besiegt.
Hier nun der Versuch, einige Marken, die einen Drachentöter zeigen, einzelnen Städten und Meistern zuzuordnen.
Der erste Löffel hat eine Inschrift von 1823, einen lanzettförmigen Stiel und eine Form, wie man sie einem um 1810-20 in einigen Städten im Umkreis von Gera begegnen.
Das Beschauzeichen zeigt einen Drachen zu Füßen einer Person in einem Rock. Die Haltung und die Darstellung ließen schon früh die Vermutung aufkommen, dass es sich hier um das Beschauzeichen von Kahla handeln könnte.
BZ: Kahla, MZ: CF/S im Dreipass = Carl Friedrich Schaller
Da nun die Kirchenbücher * einsehbar sind, gelang es, den Meister CFS zu identifizieren.
Herr Carl Friedrich Schaller, Bürger, Gold- und Silberarbeiter hier (in Kahla), ein Witwer, ist am 24. November 1828 im Alter von ca. 67 Jahren gestorben (->geb. ca. 1761) und wurde am 27. November begraben. Seine Ehefrau Sophie Christiane Schaller geb. Winkler aus Gumperda gebürtig, starb bereits am 18. April 1826 im Alter von 69 Jahren, 2 Monaten, 3 Wochen und 3 Tagen (geb. ca. 1757) und wurde am 21. April begraben.
Ein weiterer Löffel im fränkischen Stil aus der Zeit um 1760, zeigt ein Beschauzeichen, das ebenfalls eine Person abbildet, die auf einem Drachen steht. Das Meisterzeichen ist undeutlich, zu erkennen sind aber die Initialen (I ? / K).
Die Stadt Marktbreit in Franken zeigt im Stadtwappen den Heiligen Georg im Kampf gegen einen Drachen.
Stadtwappen von Marktbreit in Unterfranken
Wahrscheinlich handelt es sich bei dem Meisterzeichen IF/K um Johann Friedrich Kämpf, Sohn des Johann Kämpf, beide waren Gold- und Silberarbeiter in Marktbreit. Johann Friedrich Kämpf heiratet in Weikersheim am 1.September 1750 die Tochter eines Pfarrers.
Eine bereits in der Literatur bekannte Drachentöter-Marke ist die persönliche Stadtmarke von Johann Hinrich Münster in Heide in Holstein. Die hier gezeigte Marke befindet sich auf einem 1842 datierten Löffel. Eine Abbildung der Stadtmarke (#469) und des Meisterzeichens (#468) befindet sich im Buch von Hubert Stierling, Goldschmiedezeichen von Altona-Tondern, auf der Seite179.
l: Stadtwappen von Heide, m: BZ: Heide, r: MZ: Johann Hinrich Münster
Johann Hinrich Münster wurde ca. 1787 als Sohn eines Küsters und Schullehrers in Neuhaus an der Oste geboren, heiratet am 21.7.1811 und ist am 7. März 1857 gestorben.
Eine weitere Marke mit einem Drachentöter stammt von einer Kelle aus der ersten Hälfte des 19. Jh. Sie zeigt als Beschauzeichen in einer Art Dreipass einen Ritter über einem Drachen. Das Feingehaltszeichen 13 deutet auf den südwestdeutschen Raum. Das Meisterzeichen IW dürfte dabei Jacob Wirz, Goldschmied in Hattingen zuzuschreiben sein. Aus Koblenz stammend heiratet Wirz in Hattingen Helena Susanne Marie Reith aus Elberfeld. Kindstaufen um 1828, 1829.
Kelle um 1830. l: BZ: Hattingen, m: FZ: 13, r: MZ: (IW) wohl Jacob Wirz
Stadtwappen von Hattingen
Eine Vielzahl von Marken mit Drachentötern, sind von Silberarbeitern aus Reichenbach in Schlesien bekannt.
Stadtwappen von Reichenbach in Schlesien
Die folgenden Abbildungen der Marken befinden sich auf Löffeln aus der zweiten Hälfte des 19. Jh.
August Gerber, erw. ca. 1840 -nach 1873.
Eduard von der Kirch (1861 – ..) oder Eduard Ernst August von der Kirch (1819-1859).
August Köhler, ca. 1870.
- familysearch, Film Nr. 102784986, Bild239/795, Kirchenbuch Kahla, Tote 1809-1870, S.76 l