Die westlich von Berlin gelegene Stadt Brandenburg an der Havel besteht aus der Altstadt und der Neustadt, die nach der Vereinigung beider Stadtteile 1715 ein Allianzwappen führen, das die beiden Stadtwappen nebeneinander zeigt (Abbildung 1). Das Stadtwappen der Neustadt besteht aus einem Stadttor mit fünf Türmen. Im Stadttor steht mit erhobenem Schwert und dem brandenburgischen Adler auf dem Schild, ein Roland, der die städtische Eigenständigkeit symbolisiert (Abbildung 2).
Wolfgang Scheffler nennt in seinem Werk über die Goldschmiede in Mittel- und Nordostdeutschland insgesamt 36 Goldschmiede. Es werden jedoch keine Beschauzeichen oder Meisterzeichen und auch keine Arbeiten für die Zeit vor dem 19. Jh. erwähnt.
Es tauchte nun eine alte Schale im Handel auf, die wohl um 1740 gefertigt wurde und die offensichtlich* das Beschauzeichen (BZ) von Brandenburg (Neustadt) sowie das Meisterzeichen (MZ) [EFF] trägt (Abbildung 3).
Scheffler nennt in den in seinem Werk passend zum MZ [EFF] einen Meister Eckardt Friedrich Fleischer (vgl. [SCHEF MND] Nr. XI (Nachträge)). Er war Goldschmied und zwischen beiden Städten wohnend. Seine Frau wurde am 4.7.1760 und er selbst am 17.4.1763 begraben.
Einige Tafellöffel aus einer Privatsammlung, die zwischen 1760 und 1770 entstanden sein dürften, tragen eine weitere Variation des Brandenburger BZ (Abbildung 4). Das MZ (.J.G./.St.) lässt sich Johann George Stuhlmann zuordnen (vgl. [SCHEF MND] Nr.7), der von Zerbst gebürtig am 4.3.1747 Bürger in der Neustadt wird. Er folgt der Hinweis, dass ihm das Bürgergeld
in Höhe von 10 Thalern erlassen worden ist, da die ansässigen 3 Goldschmiede nur wenig oder nichts arbeiten. Er wird außerdem als Landmeister des Berliner Amts ( [SCHEF Ber] Nr.1163) geführt. Er starb vor dem 23.2.1773 in Brandenburg.
Ein weites Objekt mit dem BZ von Brandenburg Neustadt ist ein Tafellöffel, der wohl um 1780-90 gefertigt wurde und das MZ (AL/ST) trägt (Abbildung 5).
Dieses Meisterzeichen passt zu Carl August Ludewig Stuhlmann (vgl. [SCHEF M+ND] Nr.12), der 1776 heiratet und am 23.10.1792 als 38jähriger Bürger, Gold- und Silberarbeiter stirbt (-> geb. ca. 1754). Es war vermutlich ein Sohn des GS Johann George Stuhlmann.
Ein weiterer Meister in Brandenburg war Christoph Friedrich Wiggert (vgl.[SCHEF M+ND] Nr.9). Ein Löffel mit seinem Meisterzeichen trägt die Repunzierungsmarke der Zeit von 1809-12 und das Lötigkeitszeichen 12 (Abbildung 6). Er heiratet als Goldschmied 1758. Sein Sohn Christoph Gottlieb lernt 1783-87 in Berlin bei Friedrich Jacob Stoltze.
Auch aus dem 19. Jh. sind Arbeiten mit Brandenburger Beschauzeichen bekannt. Das Meisterzeichen [CW] gehört wohl zu Carl Wutzkofsky (Abbildung 7) und ein weiteres mit Meisterzeichen WB vermutlich zu W Berning (Abbildung 8). Beide Marken befinden Sich auf Esslöffeln der Zeit um 1830-40.
Ein weiterer Löffel mit einer Inschrift von 1845 besitzt ebenfalls das Beschauzeichen von Brandenburg. Das Meisterzeichen F IANICKE konnte noch nicht zugeordnet werden.
Zu klären ist noch, ob es auch für die Altstadt von Brandenburg ein eigenes Beschauzeichen gegeben hatte oder ob Goldschmiede der Altstadt der Neustädter Beschau unterstanden.
Weitere Hinweise werden gern entgegengenommen.
*der Hinweis für die Zuordnung nach Brandenburg kam von L.Ilisch. Zuvor hatte der Autor dieses Artikels dieses BZ versuchsweise der Stadt Grätz zugeordnet.