Schwabach ist eine Stadt in Mittelfranken in Bayern, die vor allem für ihre lange Tradition des Goldschlagens bekannt ist. Seit über 500 Jahren wird hier Blattgold hergestellt, das für die Vergoldung von Kunstwerken, Gebäuden und Alltagsgegenständen verwendet wird. Doch nicht nur das Goldschlagen, sondern auch die Goldschmiedekunst erlebte hier vor allem vor dem 30jährigen Krieg eine Blüte und so gab es immer wieder Konflikte mit der Nürnberger Zunft [KRAUSS] 304ff.
Um etwas über die Goldschmiede in Schwabach zu erfahren, hilft weder ein Blick in das vierbändige Werk von Mark Rosenberg, noch in eines der Bücher von Wolfgang Scheffler, da Mittelfranken von Scheffler nicht bearbeitet wurde.
Immerhin gibt es einen kurzen Beitrag in „Die schöne Schwabacher Heimat“ von Heinrich Krauß mit dem Titel: Handwerkswahrzeichen und Berufswappen nebst gewerbegeschichtlichen Bildern aus Schwabach und Umgebung – Kap: „Die Goldschmiedekunst in Schwabach“ [KRAUSS], 1953, S. 304 ff, der jedoch keine Marken abbildet.
Um etwas über die Einwohner von Schwabach zu erfahren gibt es eine weitere Literaturquelle von Karl Dehm (Bearb.) und Gottlob Heckel (Bearb.), „Häusergeschichte der Altstadt Schwabach mit einem Verzeichnis der Hausbesitzer.“ [DEHM] Schwabach, 1970.
Weitere Angaben zum Bürgerrecht oder Steuerakten findet man im Archiv und teilweise online in der Datensammlung von familysearch.org.
In der nun vorliegenden Arbeit werden einige Marken vorgestellt, die inzwischen einigen Meistern in Schwabach zugeschrieben werden konnten.
Ein 1724 datierter Rattenschwanzlöffle trägt als BZ zwei gekreuzte Bierschöpfen, die eine gewisse Ähnlichkeit zu Hammer und Schlegel einer Bergbaustadt haben und zusammen mit dem S an das Beschauzeichen der Stadt Schemnitz erinnern. Das Meisterzeichen (L.S/*) konnte mit Hilfe des Stadtarchivars in Schwabach ermittelt werden und dem Silberarbeiter Leonhard Schüring zugeschrieben werden, der in den Bürgermeisterrechnungen 1719/20 eingetragen ist und als Bürger in Schwabach aufgenommen wurde. In dem Buch über die Häusergeschichte [DEHM] S.492 wird er als Goldschmid bezeichnet, der das Haus Schulgasse 13 von den Drahtzieher Antonius Schüring übernommen und bis 1737 besessen hat. In den Steuerakten von 1737-41 wird L. Schüring nicht mehr aufgeführt. Dafür wird in dem Buch der Hausbesitzer 1737 der Schlosser Johann Heß als Leonhard Schürings, Silberarbeiters Erben genannt. Offensichtlich lebte er zu dieser Zeit nicht mehr.
Eine weitere Arbeit aus Schwabach ist ein 1742 datiertes Objekt, das als Beschau einen Adler mit der Feingehaltszahl 13 zeigt. Offensichtlich fand inzwischen ein Beschauzeichenwechsel statt, sofern nicht jeder Meister seine eigene Stadtmarke genutzt hatte. Das Meisterzeichen ist (I.D/H) im Herzen. Dieses Meisterzeichen lässt sich mit Hilfe der Steuerakten 1738-1759 dem Meister Johann Daniel Hippmayer (Hiebmeyer) zuschreiben. Darin ist zuletzt 1759 zu lesen:
Ist gestorben und von die stockblinde Wittib die Profession nicht mehr treiben. abgang.
Ein weiterer Goldschmied begegnet einem ebenfalls in der Steuerakte ab 1739. Andreas Käster (Köster) zahlt noch für 1767/8 seine Steuern, ab 1768-1777 wird die Steuer von der Witwe entrichtet, die das Geschäft ihres Mannes wohl fortgeführt hat, vielleicht mit der Hilfe des gleichnamigen Sohnes Andreas Köster (jun), der bereits ab 1761 als Goldschmied seine Steuern zahlt. Ein Kaffeelöffel um 1770 in der nachfolgenden Abbildung, trägt wohl zwei Meisterzeichen und zwei Beschauzeichen, wahrscheinlich eines vom Vater an der Laffe und am Griff vom Sohn.
Andreas Köster (jun) hatte mehrere Kinder, von denen drei Söhne ebenfalls das Goldschmiedehandwerk erlernt hatten.
Johann Bernhard Köster, wird als Goldschmidt am 1. Juni 1803 Bürger in Schwabach. Er nutze das Meisterzeichen [IB/K]. Als Johann Jacob Köster als Goldarbeiter am 27. Dezember 1804 das Bürgerrecht erhält, lebt der Andreas Köster (jun) offensichtlich nicht mehr. Johann Andreas Köster erhält als Goldschmied am 30. September 1805 das Bürgerrecht und nutze ein ähnliches Meisterzeichen, wie der Vater, nämlich [AK].
Obwohl die Zahl der Goldschmiede im 17. Jh. und besonders vor dem 3ojährigen Krieg bedeutend größer gewesen sein dürfte, sind bisher kaum Werke dieser Zeit bekannt. Ein Werk könnte ein Elfenbeinbecher mit Silbermontierung gewesen sein. Es trägt als Beschauzeichen die gekreuzten Bierschöpfen und als Meisterzeichen HC ligiert. Das Meisterzeichen konnte noch nicht zugeschrieben werden. Der Becher befindet sich in der Datenbank des Museums in Kassel unter der Inventar Nr.: KP B II.66.