Das alte Altenburger Beschauzeichen

Die Stadt Altenburg, eine Stadt in Thüringen an der Grenze zu Sachsen, wurde durch die Stoye-Stiftung sehr gut untersucht. So findet man die alten Häuserbücher und Bürgerbücher in einigen Aufsätzen im Netz und kann so schnell eine Liste der Goldschmiede erstellen. Die große Anzahl der Goldschmiede zeigt, welche Bedeutung diese einstige Residenzstadt einmal gehabt hat.
1603 mit der Gründung des Herzogtums Sachsen-Altenburg, wurde Altenburg wieder zur Residenzstadt und zog bis zum Dreißigjährigen Krieg zahlreiche Goldschmiede an.


Altenburg vor 1650

Während des Dreißigjährigen Krieges verlor die Stadt mehr als 2/3 ihrer Einwohner. Nach dem Tod von Friedrich Wilhelm III von Sachsen-Altenburg 1672 fiel die Stadt an Sachsen-Gotha und verlor somit ihren Status als Residenzstadt.

Marc Rosenberg listet in seinem Werk zahlreiche Objekte mit dem Altenburger Beschauzeichen (eine offene Hand) mit vielen Meisterzeichen auf, jedoch meist ohne dazu einen Meister zu nennen. Das früheste Werk in seiner Liste, wird auf 1633 datiert und trägt das Meisterzeichen „AM“ (R³ #51 ohne Angabe des Meisters), wobei es sich wohl um Andreas Ma(r)g(k)witz handeln dürfte, der 1611 als Goldschmied Bürger in Altenburg wurde, später Mitglied des Rats war und 04.11.1633 begraben wurde. Als zweites wird ein Meister SH (R³ #52) bzw. [HS] (R³ #53) genannt, bei dem es sich wohl um Hans Sättler handelt, der ebenfalls 1611 Bürger in Altenburg wurde.

Dass trotz der großen Anzahl an Goldschmieden vor 1633 im Rosenberg keine Werke dieser Zeit genannt werden, hat wohl auch damit zu tun, dass das alte Beschauzeichen von Altenburg als solches von Rosenberg nicht erkannt worden ist.

Dieses Rätsel konnte nun wohl dank einiger Objekte und dem Hinweis von Herrn Teutloff gelöst werden. Der Verfasser dieses Artikels bekam 2010 erstmals im Thüringer Kirchensilber eine Marke auf einer alten Abendmahlskanne zu Gesicht, die eine ( A )-Marke trug und das Meisterzeichen (PM).

links: Meisterzeichen des Peter Magkwitz, rechts: Altenburger Beschauzeichen

Hier handelt es sich wohl um einen Meister der Familie Magkwitz (Margkwitz, Mackwitz), wobei bereits 1535 (Nr.452) in einem Eintrag ein Peter Magkwitz (ohne Berufsangabe) Bürger in Altenburg wurde, 1580 wird ein Pet(t)er Magwitz (Nr.1476) als Goldschmied Bürger, später Stadtrichter und ist am 8.8.1605 im Alter von 56 Jahren (-> geb. ca. und 1549) gestorben.

Bürgerbucheintrag Altenburg von 1580: Petter Magkwitz, Bürgesohn und Goldtschmidt
Peter Magkwitz (jun), Bürgersohn und Goldschmied wird Bürger am 21. Oktober 1605

1605 wurde ein weiterer Peter Magkwitz als Bürgersohn Bürger (Nr.2016) in Altenburg, so dass nicht eindeutig klar ist, um wessen Meisterzeichen es sich bei der PM-Marke handelt, da eine Datierung am Objekt fehlt.

Bei späteren Arbeiten kommt in Altenburg wohl ein Jahresbuchstabe hinzu. So findet sich auf einem Abendmahlskelch, der 1616 datiert ist, ein vertieftes B. Das Meisterzeichen auf diesem Kelch ist „HS“ und ebenfalls vertieft und dürfte eine frühe Marke des Goldschmieds Hans Sättler (R³ #52, R³ #53) aus „Röbel Mechelburg“ (Mecklenburg) sein, der 1611 als Goldschmied Bürger (Nr.2291) in Altenburg wurde.

Hans Sättler von Röbel aus Mechelburg ein Goltschmidt 31.May 1611
Kelch datiert 1616 mit MZ: HS vertieft, wohl des GS Hans Sättler

Weitere Jahresbuchstaben C (1617?) und D (1618?) befinden sich auf zwei Objekten mit dem Meisterzeichen (IF), die wohl zum Goldschmied Jacob Falckmer (Bürger 1611) oder Hans Fischer (Bürger 1590) gehören dürften.

Jacob Falkner ein Bürgersohn und Goldschmied 17.Juni 1611
Hans Fischer, ein Goldschmied und Bürgersohn, wird Bürger am 18. Februar 1590

Ein Deckelhumpen (KatNr.182) im Schwedischen Nationalmuseum in Stockholm wurde vom Direktor Gunnar V.Philipson im Katalog (1962) dem GS Johann Flach (ca.1631-50/55) zugeschrieben.

aus dem Katalog des Schwedischen Nationalmuseums, 1962, Tankard (182)

Objekt unbekannt, aus dem Kunsthandel

Für einen Deckelhumpen mit dem Altenburger Beschauzeichen und dem Meisterzeichen R kämen mehrere Goldschmiede infrage:

Andres Rottermundt, wird 1562 als Goldschmied und Bürgersohn Bürger in Altenburg.

Andreas Rottermundt, Goldschmied und Bürgersohn, wird 1562 Bürger


Eberhardt Rennenkamp, wird 1570 Bürger (von Tolgeth)

Eberhardt Rennenkamp von Tolgeth ein Goldschmied wird 1570 Bürger
Christoph Richter, ein Goldschmied und Bürgersohn den 11. Dez. 1620


Christoph Richter, wird 1620 Bürger in Altenburg. Ein Deckelbecher (Lehfeld S.61)von Christoph Richter wird 1669 zu seinem 80. Geburtstag gestiftet (->geb. ca. 1589)

Deckelhumpen um 1600 mit Meisterzeichen R

Eine weitere Arbeit stammt wohl aus der zweiten Hälfte des 17. Jh. und hat eine andere Variante eines A als Beschauzeichen. Das dazugehörige Meisterzeichen ist ein ligiertes CK. Das Besondere an diesem Meisterzeichen ist, dass es sich auch auf einem 1678 datierten Objekt befindet, neben dem bekannten Beschauzeichen, einer Hand. Als Meister für CK kämen dabei zwei Goldschmiede infrage. Christianus Kreugemann, der am 29.Januar 1669 als Goldschmied und Bürgersohn in Altenburg Bürger wurde oder

Bürgerbuch Altenburg: Christianus Kreugeman, Goldschmied, Bürger am 29. Januar 1669

Christian Krügelstein, der am 4. Januar 1670 als Hofgoldschmied das Bürgerrecht in Altenburg erhielt.

Bürgerbuch Altenburg: Christin Krügelstein, Hofgoldschmied, Bürger am 4.Januar 1670

Es ist daher nicht ganz klar, welcher der oben genannten Meister den folgenden Meisterzeichen jeweils zuzuordnen ist.

l: BZ: Hand, 1673 datiert, MZ: CK, m: BZ: Hand, 1678 datiert, MZ: CK, r: BZ A, nicht datiert, MZ: CK