Goldschmiedekunst im Grünen Gewölbe

Die Werke des 16. bis 19. Jahrhunderts. Bestandskatalog

Herausgeber: Staatliche Kunstsammlungen Dresden; Ulrike Weinhold; Theresa Witting

1108 Seiten, 1487 meist farbige Abb.

31 x 24 cm, Festeinband, 3 Bände im Schuber
Erscheinungsdatum 16.8.2024
ISBN 978-3-95498-825-9

Die Sammlung an Gold­schmiede­arbeiten im Dresdner Grünen Gewölbe gehört qualitativ wie quantitativ zu den bemerkens­wertesten der Welt. Von den sächsischen Kurfürsten über Jahrhunderte zusammen­getragen, ist sie historisch ausgezeichnet dokumentiert. Erstmals werden nun die insgesamt 348 Werke in einem dreibändigen wissen­schaft­lichen Bestands­katalog vorgestellt.
Band 1 gibt einen Überblick über die Geschichte der Sammlung und widmet sich zentralen Aspekten der dem Katalog zugrunde liegenden Forschungen. Das Augenmerk liegt hier auf dem einzig­artigen Bestand an Gefäßen mit Konchylien sowie auf der Frage nach der Gebrauchs­funktion pretiöser Trink­geschirre und den technolo­gischen Besonder­heiten von Gold­schmiede­montierungen. Ein umfang­reicher Anhang enthält u.a. Kurzbiografien der im Katalog vertretenen Meister. Personen- und Marken­register erleichtern die Hand­habung des Katalogs.
Band 2 und 3 bilden den eigentlichen, opulent bebilderten Katalogteil mit insgesamt 254 teils mehrere Werke umfassenden Einträgen in typologischer Ordnung. Band 2 widmet sich den Trink­gefäßen. Einzigartig ist der Bestand an Pokalen und figürlichen Trink­geschirren, oft mit Naturalien, ergänzt durch Humpen, Becher, Trinkschalen und Automaten. Im Band 3 finden sich die Bestands­gruppen Flaschen, Schenk- und Kühlgefäße, Kredenzen, Dosen, Deckelgefäße und Schalen, Statuetten und Reliefs sowie schließlich Tisch­uhren und Prunk­spiegel. Die Texte ordnen die Werke historisch ein, informieren über Vergleichs­stücke, Ikonografie, Vorlagen, Provenienz sowie Gebrauch, Material und restaura­torische Aspekte. Darüber hinaus finden sich Abschriften sämtlicher Inventar­einträge und relevanter anderer Quellen sowie aussage­kräftige Digital­fotografien der Silbermarken.

Leseprobe

KI-basierte Markensuche per App?

Es gibt überraschende und erstaunliche Neuigkeiten. Seitdem ich begonnen habe, meine Goldschmiedeforschungen in Verbindung mit einer Datenbank zu betrieben, träume ich auch davon, dass man Bilderkennung bzw. mit KI-Unterstützung die Markenabbildungen eines Fotos mit ähnlichen Marken einer Datenbank finden kann. Meine bisherigen Ansätze erfolgen über Stichworte, die die Marken beschreiben. Dies erfordert dann auch eine Stichwortpflege. Nun also das Naheliegende, dass eine KI verwendet werden soll. Ich bin jedenfalls gespannt und natürlich braucht eine solche Datenanalysesoftware auch jede Menge Futter.

Hier nun also die Entdeckung auf der Facebook Seite des GNM in Nürnberg vom 31. Mai 2024.


Wir haben aufregende Neuigkeiten für euch! 🤩 Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert im Rahmen des Programms DATIpilot 300 innovative Projekte, die mittels modernster Technologie wissenschaftliche Forschung in die Mitte der Gesellschaft bringen sollen – und wir sind eines der geförderten Projekte. 🎉

Unser Projekt heißt MarKI. Es bringt historische Goldschmiedemarken mit künstlicher Intelligenz zusammen. Goldschmiedemarken sind kleine Stempel, die Herkunftsort, Entstehungszeit und Künstler*in einer Goldschmiedearbeit verraten. Die Meistermarke funktioniert wie eine Signatur. 🕵️‍♂️

Auf diesem Becher hat sich der Goldschmied Sigmund Bierfreund mit seinen Initialen SBF in einem Herz verewigt. Links daneben seht ihr die Beschaumarke. Sie wurde von Kontrolleuren der Goldschmiedezünfte aufgebracht und garantierte die Qualität des Objekts. Die Beschaumarke „N“ zeigt, dass der Becher aus Nürnberg stammt. Dank MarKI könnt ihr Goldschmiedemarken bald einfach, objektiv und schnell mit einer App bestimmen.📱

Neuigkeiten über MarKI erfahrt ihr natürlich als erstes hier. 👍

Foto: Verena Suchy, GNM.

Goldschmiedearbeiten in Bischofswerda

Im östlichen Sachsen liegt die Stadt Bischofswerda mit etwa 10.000 Einwohnern. Sie befindet sich südlich von Kamenz, westlich von Bautzen und östlich von Dresden. Im Jahr 1076 wurde der Markt Werda durch Bischof Benno von Meißen zur Stadt erhoben.
Als Bischofswerda wird die Stadt erstmals 1227 urkundlich erwähnt. Über die Einwohner der Stadt vor 1750 ist wenig bekannt. Beim Durchmarsch von Napoleons Truppen im Mai 1813 geriet die Stadt in Brand, wobei die meisten Häuser und die Aufzeichnungen über die Einwohner zerstört wurden. Heute sind noch die Kirchenbücher ab 1750 erhalten.
Eine Quelle für die Goldschmiede der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts ist das „Allgemeine Künstlerlexikon“ von Füssli, das 1813 erschien. Hier werden Andreas Tuchscherer, ein Goldschmied aus Bischofswerda in Chursachsen, und Johann Schmidt, ebenfalls ein Goldschmied aus Bischofswerda, erwähnt. Tuchscherer war bereits verstorben, als seine Tochter 1643 heiratete, und Schmidt verstarb 1640.

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Tuttlingen

Tuttlingen ist eine Stadt im Süden Baden-Württembergs. Bisher ist in der Literatur wenig über die Goldschmiede von Tuttlingen bekannt. Die Zahl der Einwohner lag um 1800 bei ca. 3500 und stieg bis 1850 auf über 6000 Einwohner an. Mit Hilfe der Kirchenbücher konnten einige Meister des 18. und 19. Jh. identifiziert werden. Hier wirkten vor allem einige Goldschmiede der Familie Schad, die über mehrere Generationen in Tuttlingen aktiv gewesen ist.

Besonders überraschend war die Identifikation des Beschauzeichens. Das Stadtwappen besteht heute aus drei übereinander angeordnete Geweihstangen. Im 18. Jh. wurde das Wappen jedoch verändert, indem es geteilt und rechts neben den drei Geweihstangen eine Lilie eingefügt wurde. Später wurde die Lilie wieder aus dem Stadtwappen entfernt. Trotzdem war Beschauzeichen der Stadt Tuttlingen im 19. Jh. eine Lilie.

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Schwabach bei Nürnberg

Schwabach ist eine Stadt in Mittelfranken in Bayern, die vor allem für ihre lange Tradition des Goldschlagens bekannt ist. Seit über 500 Jahren wird hier Blattgold hergestellt, das für die Vergoldung von Kunstwerken, Gebäuden und Alltagsgegenständen verwendet wird. Doch nicht nur das Goldschlagen, sondern auch die Goldschmiedekunst erlebte hier vor allem vor dem 30jährigen Krieg eine Blüte und so gab es immer wieder Konflikte mit der Nürnberger Zunft [KRAUSS] 304ff.

links: altes Stadtwappen, mitte: aktuelles Stadtwappen, rechts: Lage von Schwabach

Um etwas über die Goldschmiede in Schwabach zu erfahren, hilft weder ein Blick in das vierbändige Werk von Mark Rosenberg, noch in eines der Bücher von Wolfgang Scheffler, da Mittelfranken von Scheffler nicht bearbeitet wurde.

Immerhin gibt es einen kurzen Beitrag in „Die schöne Schwabacher Heimat“ von Heinrich Krauß mit dem Titel: Handwerkswahrzeichen und Berufswappen nebst gewerbegeschichtlichen Bildern aus Schwabach und Umgebung – Kap: „Die Goldschmiedekunst in Schwabach“ [KRAUSS], 1953, S. 304 ff, der jedoch keine Marken abbildet.

Um etwas über die Einwohner von Schwabach zu erfahren gibt es eine weitere Literaturquelle von Karl Dehm (Bearb.) und Gottlob Heckel (Bearb.), „Häusergeschichte der Altstadt Schwabach mit einem Verzeichnis der Hausbesitzer.“ [DEHM] Schwabach, 1970.

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Buchempfehlung: Das Goldschmiedehandwerk der Frühen Neuzeit am Niederrhein-Lithurgische Goldschmiedewerke im konfessionellen Spannungsfeld

Titelblatt der Dissertation von Dr. Marina Rieß, Köln, 2021

Abstract

Die Arbeit behandelt liturgische Goldschmiedewerke und das Goldschmiedehandwerk im Herzogtum Kleve in der Frühen Neuzeit. Infolge der Reformation und des anschließenden Konfessionalisierungsprozesses stießen hier drei unterschiedliche Glaubensverständnisse, katholisch, lutherisch und calvinistisch-reformiert aufeinander. Diese bestimmten nachhaltig die Gestaltung der liturgischen Goldschmiedewerke. Die konfessionellen Gruppen waren bestrebt, durch Material, Form und Ikonografie des eigenen liturgischen Geräts ihre religiöse Haltung nach außen zu vertreten und sich deutlich voneinander abzugrenzen. Gestalterisch wurden bestimmte Strategien zur Differenzierung eingesetzt, die zugleich zur Bildung konfessionsspezifischer Merkmale führten. Deutlich wird dies zum Beispiel am evangelischen Abendmahlsgerät durch den Einsatz profaner Formen und volksprachlicher Inschriften, die Nennung von Schenkern ohne Fürbitte sowie die kritische Haltung gegenüber dem Einsatz von Bildern im religiösen Kontext. Die Geräte waren neben der Eucharistie auch für die Taufe bestimmt. Sie künden von der jeweiligen Glaubensauffassung und sind Ausdruck konfessioneller Gruppenidentität. Anhand der drei niederrheinischen Städte Wesel, Kleve und Kalkar werden exemplarisch drei unterschiedlich starke konfessionelle Prägungen und verschiedene Möglichkeiten der Organisation des Goldschmiedehandwerks auch jenseits des Zunftwesens aufgezeigt. Die Konfessionszugehörigkeit und die Vorstellungen der Auftraggeber prägten nachhaltig die Gestaltung der Goldschmiedewerke. Wesel wurde durch die wachsende Zahl an immigrierten, niederländischen Goldschmieden und die Gründung einer eigenen Goldschmiedezunft zum Hauptproduktionsort der Goldschmiedekunst im Herzogtum Kleve. Ein Katalog mit über 120 Objekten des 16. und bis Anfang des 18. Jahrhunderts stellt zum ersten Mal die liturgischen Goldschmiedewerke der verschiedenen Glaubensgruppen am Niederrhein zusammen. Er bietet neben dem Überblick über Geräteformen, Ikonografie, Hersteller und Auftraggeber sowie deren Glaubenszugehörigkeit die Möglichkeit, interkonfessionelle Vergleiche zu ziehen.

https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/7137/

Silber- und Goldschmiede in Siegen vom 16. bis zum 19. Jahrhundert

Autor: Thomas Wolf, Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein

Als Wolfgang Scheffler sein Werk „Goldschmiede in Rheinland-Westfalen“ 1973 veröffentlichte, nannte er darin einige Namen und Lebensdaten von Siegener Gold-und Silberschmieden, konnte jedoch keine Werke und Marken nennen. Werner Schmidt aus Offenbach hat dies in seinem Weltkunst-Artikel (Teil 10) vom Januar 1998 nachgeholt, indem er die Marken von Meister Johann Baptist Kreer auf einer Suppenkelle aus der zweiten Hälfte des 19. Jh. darin gezeigt hatte.

BZ: Siegen, 13 Lot, MZ: KREER = Johann Baptist Kreer (um 1860)

Inzwischen gibt es weitere Erkenntnisse zu Marken und weiteren Gold- bzw. Silberarbeitern, die in einem kurzen Beitrag des Kreisarchivars in Siegen-Wittgenstein Thomas Wolfvorgestellt werden sollen.

Wer ist AS?

Die Beschreibung lautet: „Silber, getrieben, gewickelt und gesägt; teilweise vergoldet. Auf flacher Bodenplatte ovale Dose mit glattem Rand. Der wenig aufgewölbte Stülpdeckel mit geraden Zügen und àjour gesägtem und fein graviertem aufgenietetem Régencedekor. Unterseitig Monogrammgravur „K.“ oder „JK.“ Marken: B[eschau-]Zeichen Siegen um 1730, noch nicht identifiziertes M[eister-]Zeichen „AS“, Tremolierstich. L 9,5; B 7; H 3 cm, Gewicht 127 g. Siegen, Meister AS, um 1720/30.“

Bis heute ist AS unbekannt. Folgende Silber- und Goldschmiedemeister sind jedoch bekannt:

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Thüringer Städte mit Goldschmieden

In der Literatur wurden die Goldschmiede von Thüringen bisher nur sehr lückenhaft erfasst. Marc Rosenberg nennt nur wenige Thüringer Städte in seinem Werk und zeigt noch weniger Marken bzw. Beschauzeichen.

Hier erfolgt nun eine ebenfalls unvollständige Auflistung von Thüringer Städten, von denen bekannt ist, dass darin Goldschmiede gelebt und gearbeitet haben. Sofern bekannt, werden dahinter die Beschauzeichen (BZ) genannt:

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Die Silberschmiede von Hanau

Autor: R. Neuhaus

Wie so oft ist auch die Keimzelle Hanaus eine Burg, die erstmals 1143 erwähnt, Eigentum der Herren von Buchen bzw. von Hanau war, wie sie sich abwechselnd nannten. Um 1166/68 tritt als neuer Besitzer eine Adelsfamilie auf, die sich zunächst nach ihrer Stammburg Dorfelden, ab 1191 aber nach der Burg Hanau nannte.

Geschickt erweiterte sie in den folgenden Jahren ihr Herrschaftsgebiet, während sich um die Burg Hanau eine Siedlung entwickelte. König Albrecht verlieh Hanau am 13. Februar 1303 das Markt- und Stadtrecht, das dem Frankfurter Stadtrecht entlehnt war. Hanau durfte Märkte abhalten, sich einen Rat und zwei Bürgermeister wählen und seine Bürger waren von der Leibeigenschaft befreit. Zwar hatten auch die Mitglieder der ersten jüdischen Gemeinde in den Pestprogromen des Jahres 1349 Eigentum und Leben verloren, doch schon zwei Jahre später verlieh König Karl IV. an Ulrich III. für Hanau das Judenregal.

Aufgrund politischer und finanzieller Schwierigkeiten Ulrich V. war die Stadt zwischen 1401 und 1419 an Kurmainz verpfändet. Nachdem Kaiser Sigismund Reinhard II. von Hanau 1429 in den Reichsgrafenstand erhoben hatte, ließ letzterer die erstmals 1317 erwähnte Stiftskirche Maria-Magdalena, die spätere Marienkirche, um den noch heute erhaltenen spätgotischen Chor erweitern. Mit seinem Tod 1451 wurde sie, bereits seit 1349 Hanauer Pfarrkirche, zur Begräbnisstätte der Grafen von Hanau.

Hanau wuchs und erhielt eine erste Vorstadt im Westen außerhalb der ersten Stadtmauer, benannt nach dem Alt-Hanauer Hospital, das an gleicher Stelle gebaut worden war. Angelehnt an die eigentliche Stadtmauer Hanaus erhielt sie 1470 eine eigene Wehrmauer. Ein erstes Rathaus wurde bereits fünfzig Jahre später, weil zu klein, 1527-1538 durch ein neues ersetzt, das heutige „Goldschmiedehaus“.

Schon früh, 1828, schloss sich Hanau unter Graf Philipp II. von Hanau-Münzenberg „in einem gleitenden Prozess“ der Reformation an, die erst unter Philipp III. zu einem ersten Abschluss kam. Man ließ keine neuen Stiftherren für die noch katholische Marienkirche nachberufen: „Das Stift erlosch, die Kirche wurde evangelisch.“ Philipp II. veranlasste den Bau der zweiten Stadtbefestigung nach neuestem technischem Standard der Renaissance, die alle Stadtteile umschloss. Eine zweite Stadterweiterung, noch heute als „Vorstadt“ bezeichnet, entstand bis an die Kinzig, die 1556 überbrückt wurde.

https://www.silber-kunst-hessen.de/silberschmiede-von-hanau/