jeweils mit der Würdigung der Leistungen aller dortigen Goldschmiede und gefolgt – wie immer – von der Tabelle mit ihren vollständigen Lebensdaten, einschließlich der Abbildung ihrer bekannten Werke.
Die Stadt Loitz in Vorpommern südwestlich von Greifswald zählt heute ca. 4200 Einwohner. Durch Krieg und Stadtbrand verlor die Stadt im 17. und 18. Jh. viele Einwohner, so dass sie 1762 nur 1015 Einwohner zählte. Durch den Wiener Kongress fiel Vorpommern und somit auch Loitz 1815 von Schweden an Preußen und gehörte dem Regierungsbezirk Stralsund an. Im 19. Jh. stieg mit der Industrialisierung die Zahl der Einwohner 1866 auf ca. 4000 an.
Über die Gold- und Silberschmiede in Leutz ist in der Literatur wenig bekannt. Wolfgang Scheffler hat in seinem Werk über die Goldschmiede in Mittel- und Nordostdeutschland die Stadt nicht einmal erwähnt. In den alten Handels- und Gewerbeadressbüchern von 1866. 1871 und 1874 werden jeweils die beiden Gold- und Silberarbeiter Friedrich Drepper und Carl Haak genannt.
Aus weiteren Quellen wie dem Verzeichnis der Hausbesitzer werden weitere Goldschmiede erwähnt. So 1822 der Goldschmied Wendt als Hausbesitzer und 1848 wird der Goldarbeiter Wendt in einer Bürgerbefragung genannt.
Neustadt an der Orla in Thüringen ist eine kleine Stadt, die heute etwas mehr als 8000 Einwohner zählt. In der Stadt befindet sich auch ein Museum im Schweitzer’schen Haus, heute Lutherhaus, benannt nach Martin Luther, der hier als Gast mehrfach übernachtet haben soll.
In diesem Haus lebte später der Goldschmied und Oberkämmerer Christian Friedrich Aurich, der hier seine Werkstatt hatte. Christian Friedrich Aurich, aus Altenburg heiratet am 19.Juni 1741 Anna Dorothea geb. Kaufer. Sein Sohn Christian Friedrich Aurich wurde 1742 geboren und am 13.Oktober 1780 wieder begraben. Ein 1778 datierter Vorlegelöffel trägt als Beschauzeichen ein N, das Feingehaltszeichen für 10 Lot und das Meisterzeichen CFA ligiert das wohl Christian Friedrich Aurich zugeschrieben wird. Das gleiche Meisterzeichen zusammen mit Tremulierstich und einem Beschauzeichen, das ein Stadttor mit drei Türmen zeigt, befindet sich auf einem Speiselöffel.
Die Stadt Aschersleben befindet sich im Nordosten vom Harz liegt etwas in der Mittel zwischen Quedlinburg und Bernburg. Die Stadt zählt heute etwa 27700 Einwohner, um 1720 waren es ca. 3200, 1756 ca.6200, 1799 ca. 8200 und 1840 ca. 10100. Obwohl Aschersleben als groß genug war, um 2 (1866) – 4 (1871+1875) Goldschmiede gleichzeitig zu beherbergen, war das Beschauzeichen von Aschersleben bisher noch nicht in der Literatur erwähnt worden. Scheffler selbst nennt erst um 1903 insgesamt 5 Goldschmiede für Aschersleben und nur das Meisterzeichen von C.Paulmann wird in seinem Werk auch abgebildet.
Klöppel (1903)
Th.Knibbe (1903)
Max Mayer (1903)
C.Paulmann (1903)
O.Rühlemann (1903)
Die Gewerbeadressbücher 1866, 1871, 1875 ergänzen noch zum Teil die Vornamen:
Im Bürgerbuch 1776-1850 werden außerdem die folgenden Namen genannt.
Johann Gottlob Kirchner (Bürger am 17.6.1776) aus Sondershausen.
Johann Gottfried Gottlieb Kirchner (Bürger am 14.9.1812, *8.5.1788)
(Johann) Georg (Christian) Zimmermann (Bürger 11.11.1824)
(Johann Friedrich) Bernhard Michelmann (Bürger 19.5.1837)
Carl (Heinrich Gottlob) Paulmann (Bürger 11.7.1837, *1808)
Die folgenden Juweliermarken sind bekannt und stammen jeweils von Esslöffeln im Spatenstil um 1870. Eine Lot-Marke 12 ist vorhanden, ein Beschauzeichen fehlt jeweils.
Die Stadt Uffenheim ist liegt in Nachbarschaft zu Bad Windsheim und nahe der Grenze zu Baden-Württemberg. Über die Goldschmiede von Uffenheim ist bisher nur wenig bekannt.
So findet man einige Einträge im Nürnberger Künstlerlexikon von Manfred H. Grieb. Auf Seite 1230 wird als Lehrling des Nürnberger Goldschmieds Gottfried Riedel (*1650 +1714) ein Adolf Heinrich Wernberger (Lehre 1684-90) genannt. Er ließ sich danach in Uffenheim nieder und hatte zwei Söhne, die ebenfalls in Nürnberg ihre Lehre machten. (I) Auf der Seite 789 unter Conrad Klein (Goldschmied) wird unter den Lehrlingen Lorenz Samuel Wernberger aus Uffenheim (Lehre 1716-22), der sich danach in seiner Heimatstadt niedergelassen hat. (II) Christoph Adolph Wernberger lernt 1721-27 bei bei Wolfgang Hammon in Nürnberg und stirbt kurz nach seiner Ausbildung. 1726 wird im Rat der Stadt Uffenheim der Bauinspektor Adolf Heinrich Wernberger genannt.
Kaiserswerth in Nordrhein-Westfalen ist heute ein ein am Rhein gelegener Stadtteil von Düsseldorf. Wolfgang Scheffler nennt für diese Stadt im 19. Jh. insgesamt 7 Goldschmiede. Marken und Werke werden jedoch nicht erwähnt.
Besonders interessant ist dabei Johann Heinrich Cornelius Dahm (Nr.2), der am 14.11.1787 in Düsseldorf als Sohn des Gold- und Silberarbeiters Peter Arnold Dahm (in Düsseldorf Nr.47) getauft worden ist. Im Taufbuch von Kaiserswerth stellt sich die Taufe anders da. Hier wird die Taufe ebenfalls aufgeführt, der Pate ist dabei der Schwiegervater Johann Peter Moser, Silberarbeiter in Düsseldorf.
Es folgen weitere Kindstaufen im ev. Kirchenbuch in Kaiserswerth:
Johanna Philippina, get. 30. Mai 1790, gest. 5. März 1792 in Kaiserswerth Johann Theodor Fridrich, geb./get. 1./7. Juni 1792 in Kaiserswerth, er: Silberarbeiter in Kaiserswerth Johann Wilhelm, geb./get. am 26./2. August/Septemer 1793 in Kaiserswerth, er: Silberarbeiter in Kaiserswerth Fredus Anton Ferdinand, geb./get. am 16./17. August 1795 in Kaiserswerth, er: Silberarbeiter in Kaiserswerth
Die Ehe selbst wurde in Düsseldorf am 22. Juli 1785 zwischen Peter Arnold Dahm aus Remscheid gebürtig und mit Susanna Catharina Moser aus Düsseldorf geschlossen.
Eine Gabel um 1790 mit einem gekrönten doppelköpfigen Reichsadler als Beschauzeichen, zeigt das MZ [PAD] und würde sowohl mit den Initialen, als auch zeitlich zu Peter Arnold Dahm in Kaiserswerth passen.
Anfang des 19. Jh. wird er dann als Eigentümer des Hauses Neustraße 15 in Düsseldorf genannt. In Düsseldorf wird am 22. September 1802 seine Tochter Francisca Louisa begraben.
Garz (slaw. Charenza) ist die älteste Stadt auf Rügen. Sie zählt heute ca. 2200 Einwohner. Im Buch von Wolfgang Scheffler wird die Stadt noch nicht einmal erwähnt, dafür der Ort Gartz an der Oder bei Stettin.
Die Stadt Altenburg, eine Stadt in Thüringen an der Grenze zu Sachsen, wurde durch die Stoye-Stiftung sehr gut untersucht. So findet man die alten Häuserbücher und Bürgerbücher in einigen Aufsätzen im Netz und kann so schnell eine Liste der Goldschmiede erstellen. Die große Anzahl der Goldschmiede zeigt, welche Bedeutung diese einstige Residenzstadt einmal gehabt hat. 1603 mit der Gründung des Herzogtums Sachsen-Altenburg, wurde Altenburg wieder zur Residenzstadt und zog bis zum Dreißigjährigen Krieg zahlreiche Goldschmiede an.
Während des Dreißigjährigen Krieges verlor die Stadt mehr als 2/3 ihrer Einwohner. Nach dem Tod von Friedrich Wilhelm III von Sachsen-Altenburg 1672 fiel die Stadt an Sachsen-Gotha und verlor somit ihren Status als Residenzstadt.
Marc Rosenberg listet in seinem Werk zahlreiche Objekte mit dem Altenburger Beschauzeichen (eine offene Hand) mit vielen Meisterzeichen auf, jedoch meist ohne dazu einen Meister zu nennen. Das früheste Werk in seiner Liste, wird auf 1633 datiert und trägt das Meisterzeichen „AM“ (R³ #51 ohne Angabe des Meisters), wobei es sich wohl um Andreas Ma(r)g(k)witz handeln dürfte, der 1611 als Goldschmied Bürger in Altenburg wurde, später Mitglied des Rats war und 04.11.1633 begraben wurde. Als zweites wird ein Meister SH (R³ #52) bzw. [HS] (R³ #53) genannt, bei dem es sich wohl um Hans Sättler handelt, der ebenfalls 1611 Bürger in Altenburg wurde.
Dass trotz der großen Anzahl an Goldschmieden vor 1633 im Rosenberg keine Werke dieser Zeit genannt werden, hat wohl auch damit zu tun, dass das alte Beschauzeichen von Altenburg als solches von Rosenberg nicht erkannt worden ist.
Ein Markenrätsel, das dieses Werk fast seit seinem Bestehen begleitet hatte, konnte nun endlich gelöst werden. In den Chemnitzer Bürgerbüchern wird am 10.Oktober 1785 August Heinrich Hesse, Gold- und Silberarbeiter aus Braunschweig, als Bürger genannt. Durch diesen Eintrag konnte endlich das MZ (A/HH) einem Chemnitzer Goldschmied zugeordnet werden.
Bereits zuvor wurde bei einer Saliere der zweiten Hälfte des 18. Jh. vermutet, dass es sich bei dem MZ (I/G.S) um den aus Naumburg stammenden Meister Johann Gottlieb Sonnenkalb handelt, der am 30.Dezember 1768 als Gold- und Silberarbeiter Bürger in Chemnitz wird.
So sehr ich Rosenberg und W.Scheffler schätze und verehre, es kommt doch hin und wieder vor, dass eine Zuschreibung voreilig erfolgte und diese dann von anderen Autoren übernommen wurde, ohne zuvor die Plausibilität zu prüfen. Ein solches Beispiel zeigt die Zuschreibung einer Lilien-Marke nach Gnoien in Mecklenburg.
Rosenberg bezieht sich dabei unter R³ Nr.2213 auf Schlie (K- u. Geschichtsdenkm. des Großherzogt. Mecklenburg-Schwerin I, Schlie, Rostock etc. S. 582 u. 587 auch S. 592 u. 601.). Es wird dabei für Gnoien eine Lilie als BZ in Anspruch genommen und weder Meisterzeichen noch Goldschmiede in Gnoien erwähnt.
Wolfgang Scheffler nennt in seinem Werk über die Goldschmiede in Mittel- und Nordostdeutschland (S.61f) mehrere Werke aus dem 18. Jh. mit einer Lilie als Beschauzeichen, kann jedoch keinen einzigen Goldschmied in dieser Zeit in Gnoien nennen.
Auch die eigene Recherche in den Kirchenbüchern von Gnoien brachte im 18. Jh. keinen einzigen Goldschmied ans Licht. Die von Scheffler genannten Objekte #126 MZ: (GW), #127 MZ: [IW] datiert 30.6.1765, #128 MZ: (IG) im Herz blieben also jeweils ohne einen Namen, befinden sich jeweils in der Kirche in Dargun, einer Nachbarstadt von Demmin und Gnoien.
Anders in Demmin, wo Scheffler die Goldschmiede Nr.1 Andreas Stockfisch (erw. 1719), Nr.2 Johann Heinrich Mundt (erw. 1719), Nr. 3 Giese (erw. 1764), Nr.3a Johann Jacob Harck (get. am 10.9.1767 in Malchin), Nr. 4 Robert Ockel (erw. 1820-1879) nennt, ihnen aber keine Werke und Marken zuschreiben kann.
Wie kam die falsche Zuschreibung der Lilien-Marke nach Gnoien zustande? Das Stadtwappen von Gnoien zeigt einen geteilten Schild, der auf der linken Seite eine Lilie und auf der rechten Seite den Kopf des Mecklenburger Stieres führt. Das Wappen von Demmin zeigt ein Stadttor mit zwei Türmen, die jeweils eine Lilie auf der Turmspitze ziert, über den Zinnen ein Ritter mit Helm und Schild, auf dem der Pommersche Greif zu sehen ist.
Alte Münzen und Zinnmarken von Demmin zeigen jedoch nicht das heutige Wappen von Demmin, sondern eine Lilie. Die Stadt Dargun befindet sich etwa in der Mitte zwischen den Städten Gnoien und Demmin.